51°9´17" N 7°2´27" E

Schlagwort: Seemannschaft

Medizin an Bord

Nach zwei Jahren Corona bedingter Absage war es heute endlich so weit. Das Medizin an Bord Seminar, organisiert von der Segel-Kameradschaft Unterbacher See e.V. , findet statt.

Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr meiner Heimatstadt sind mir die Themen rund um das Stichwort „Erste Hilfe“ dem Grunde nach nicht unbekannt. Da wir uns dabei aber eher auf festem Boden bewegen und vor allem Zugriff auf gut ausgebildete Notfall-Sanitäter und Notärzte haben, hatte das Seminarthema mein Interesse geweckt. 

Die beiden promovierten Mediziner und erfahrenen Fahrtensegler Udo und Martina von blauwasserdoc.de führten zunächst unterhaltsam und anschaulich durch die Theorie:

  • Grundlagen der Medizin auf See
  • Reisevorbereitung
  • Ausrüstungsempfehlung nach Fahrgebiet
  • eigene medizinische Vorbereitung
  • Behandlungsstrategien an Bord bei Erkrankungen und Unfällen mit Fallbeispielen

Zwischendurch und in der Mittagspause wurden wir vom Team der Segel-Kameradschaft Unterbacher See e.V.  hervorragend verpflegt, Hunger und Durst hatten absolut keine Chance.

Nach der Mittagspause ging es in die Praxis:

  • Wundversorgung (nähen und klammern)
  • Nageltrepanation
  • Legen eines venösen Zugangs
  • Besprechung Verbandstechniken
  • Herz-Lungen Wiederbelebung
  • Technik und Anwendung des AED (Automatischer externer Defibrillator)

Das Thema „Wundnaht vs. Klammern“ hat mich dabei besonders begeistert. Das Bildmaterial von genähten und/oder geklammerten Übungsobjekten lasse ich hier aus Gründen der Pietät außen vor. Das Anlegen einer Wundnaht ist schon auf nicht schwankendem Boden gar nicht so einfach wie es im Fernsehen aussieht. Ich sehe das sterile Naht-Set bei Wind und Welle quer durch den Salon fliegen. Mein Favorit ist seit heute, in der Hoffnung es nie benutzen zu müssen, das Hautklammer-Gerät.

Gleiches gilt für das Thema Luftröhrenschnitt oder Tracheotomie das im Notfall auch mit einfachen Mitteln durchgeführt werden kann. Eine Erkenntnis die uns bereits in den 80ern durch eine Action Serie von einem Protagonisten mit schottisch klingendem Namen näher gebracht wurde.

Selbstverständlich ersetzt ein solches Seminar nicht die professionelle Betreuung durch einen Mediziner oder ausgebildetes Pflegepersonal. Trotzdem nimmt es ein wenig „die Angst vor dem Unbekannten“. Im Notfall sollte man sich aber zumindest ein wenig auskennen und die Furcht „etwas falsch zu machen“ ablegen, nichts machen ändert nämlich auch nichts. Auch die im Notfall hilfreiche funkärztliche Beratung durch TMAS Germany braucht Augen und Ohren vor Ort. Hier helfen die Formulare „Funkärtzliche Beratung Primary“ und „Bodycheck“ bei der Einschätzung durch die erfahrenen Mediziner in Cuxhaven.

Schiffsnamen

Neulich erhielt ich eine Mail vom Törnanbieter für meinen Helgoland Törn, gesucht wird ein Name für das neue Boot. Für mich Anlass mal über das Thema Schiffsnamen nachzudenken.

Daraufhin habe ich mal ein wenig recherchiert. Es gibt etliche Seiten, von denen das Thema betrachtet werden kann. Ich mag mir hier nicht mit gesetzlichen Grundlagen auseinandersetzen, sondern wirklich nur mit „dem Namen“.

Mein erster Gedanke war, ist so ein Boot eigentliche männlich, weiblich oder eben neuerdings auch divers?
Ein Blick in den Duden hilft da erstmal nicht weiter. Das Substantiv Boot [boːt] ist sächlich, somit können wir zumindest aus dem bestimmten Artikel keine weitere Erkenntnis gewinnen.
Weitere Recherche brachte mich zur (eigentlich schon bewussten) Tatsache, dass die Mehrheit der Schiffsnamen weiblich sind.
Aber warum? Hierzu folgende Überlegung:

a) Ich kenne einen Spruch, der sinngemäß in etwas so lautet: „Im Hafen habe ich ein Boot, in der Kneipe eine Yacht“. Das spielte ursprünglich mal auf die nach Schiffslänge zu entrichtenden Hafen- bzw. Liegegebühren an, aber „die Yacht“ (feminin) hilft uns erstmal weiter.

b) Ein psychologischer Ansatz. Im Zeitalter der nicht motorisierten Seefahrt war die meist männliche Besatzung (Frauen an Bord bringen Unglück so der Aberglaube) lange Zeit mit „Ihrem Schiff“ auf See. Wurden hier mögliche Sehnsüchte nach dem weiblichen Geschlecht projiziert?

Ein weiterer Ansatz sind die „weiblichen Rundungen“ eines Schiffs welche eben zu einer weiblichen Namensgebung führen. Für mich eher eine zotige Altherren – Idee.

Den wissenschaftlichen Beweis meiner Ansätze muss ich euch allerdings schuldig bleiben. Hierzu habe ich in der Literatur (für mich) nur wenig aussagekräftiges gefunden.

Bleibt also der Fakt: Schiffsnamen sind in der Realität tatsächlich meist weiblich und sei es nur durch den bestimmten Artikel vor dem eigentlichen Schiffsnamen. Womit dann auch Namen wie „Die Titanic“ Die Aquarius“ oder auch „Die Wattwurm“ eine Erklärung gefunden haben.

Wie geht es nun weiter?

In den meisten Fällen haben Schiffsnamen meiner Recherche nach einem Bezug zum Schiffseigner /-in.

Hierzu fällt mir folgendes ein:

a) Wünsche wie Fortuna (oder Fortune) oder auch Wet Dreams
b) Name der Gattin oder auch der Kinder (wie bei unserer Jolle)

Am Ende des Tages finde ich dass der richtige Schiffsname ähnlich schwer zu finden ist, wie der Name für die eigenen Kinder. Was wäre, wenn sich die „Wet Dreams“ eher segelt wie ein „Wave Bouncer“?

Mein Favorit für eine Yacht wäre übrigens der Name „Thor“. Nicht weil er mich an die erste Silbe meines Vornamens erinnert, sondern weil mein erster Segelausbilder einen wunderschönen Holz-Piraten mit diesem Namen segelt und das Boot einfach toll ist.

Da fällt mir glatt noch ein Histörchen aus der SRC / UBI Ausbildung ein. Ein kurzer und prägnanter Schiffsname wie „Neptun 421“ ist wesentlich einfacher zu buchstabieren als der ursprüngliche Name „Fliegerkosmonaut der DDR Siegmund Jähn“. Da kriegst Du sowohl als Sender, als auch als Empfänger mal einen Knoten in der Zunge bzw. im Ohr.

Schiffsnamen

Bergung

No cure – No pay oder „keine erfolgreiche Bergung – keine Bezahlung“ , mit diesen – sinngemäß übersetzten Zeilen – beginnt das „Lloyd´s Standard Form of Salvage Agreement, kurz LOF genannt.

Durch einen Artikel in der Yacht 20/2020 (16.09.2020) bin ich auf das interessante Thema Bergungskosten gestoßen. 
Eigentlich hatte ich schon im Sommer vor, mich hier einmal einzulesen, als die KNRM Mitte August diesen Jahres die „Spielregeln“ etwas angepasst hat. Gleichzeitig hatte ich auf meinem SKS Törn Gelegenheit, die spanischen Salvamento Marítimo mal in Aktion zu erleben.

Ich habe das schon vor Jahren bei einem Vortrag der DGzRS nicht verstanden, dass die „Hilfeleistungen“ grundsätzlich kostenfrei bzw. gegen eine „Spende“ in beinah lächerlicher Höhe abgearbeitet werden. Hier muss man aus meiner Sicht etwas differenzierter herangehen. Als Angehöriger einer Feuerwehr denke ich, hier muss eine Art „Verursacherprinzip“ greifen. Ich rede dabei nicht von MOB Fällen, Ruderbruch oder gar Untergang. Wer aber mit Kraftstoffmangel „liegen bleibt“, der muss seine Eignung als Skipper einmal (mindestens monetär) reflektieren.

Je nach Fahrgebiet bzw. First Responder erscheint die Bergung als moderne Piraterie. Oft gilt das ungeschriebene Gesetz, dass derjenige, dem die Bergungsleine gehört, den Bergelohn bestimmt. Um hier nicht auf „Gedeih und Verderb“ ausgeliefert zu sein sollte man frühstmöglich den Vercharterer oder Versicherer zu kontaktieren und selbst keinerlei Aussagen zum Bergelohn zu machen.

Es empfiehlt sich auf das Eingangs erwähnte LOF zuzugreifen, der Vertrag ist international gebräuchlich – bei Streitigkeiten entscheidet ein unabhängiges Schiedsgericht über die Kosten.

Augenmerk sollte hier auf die „Special Compensation P & I Clause (Scopic Clause) gelegt werden. Damit kann der Berger im Rahmen der LOF Kosten bei Misserfolg geltend machen, wenn der Berger Aufwendungen zur Vermeidung von Umweltschäden hatte.

Ich bin kein Jurist und schon gar kein Fachmann für Seerecht, aber ich würde – wenn beide Parteien einverstanden sind – hier eher zum „Nein“ tendieren und das entsprechend ankreuzen.

Im Sinne der guten Seemannschaft findet sich, zumindest in Hafennähe, mit Sicherheit immer ein hilfsbereiter Wassersportler. Der freut sich im Nachgang der erfolgreichen Bergung sicherlich über eine Einladung zum Essen oder einfach nur auf ein Bier.

Fazit: Damit der Leinenfang nicht zum finanziellen Desaster ausartet sollte man in dieser, hoffentlich nie auftretenden, Situation einen kühlen Kopf bewahren und genau überlegen welch fremde Trosse man fängt. Auf jeden Fall sollte man das LOF Formular zur Sicherheit immer an Bord haben.

Für den Fall der Fälle gibt es das LOF zum Download:

Bergung