– oder SKS Praxisausbildung mit Prüfung
Nach langem und bangem warten kam Mitte Januar die Info – der SKS Törn auf den Kanaren findet statt.
Natürlich nur, wenn die aktuellen Reisebestimmungen erfüllt werden können. Also ab zum PCR Test (natürlich negativ). Dann noch schnell den QR Code für die Einreise im spanischen Travel Health (SpTH) Portal generiert und dann kann es losgehen.
Kirsten, die beste Ehefrau der Welt bringt mich am frühen Morgen des 23. Januar zum Solinger Hauptbahnhof. Im Radio die Nachricht, dass die Kanaren am Sonntag hochgestuft werden – das geht ja schon gut los.
Am Frankfurter Flughafen angekommen, habe ich dann doch noch mal mit mir gerungen, ob ich wirklich fliegen soll, aber meine Frau bestärkte mich im „es wird schon gut gehen“.
Das Boarding beginnt pünktlich und da ich einen günstigen Business Flug Richtung Kanaren (mit Sitz in der ersten Reihe) ergattert habe, lasse ich es ruhig angehen.
Der Flug geht leider nicht direkt nach Gran Canaria (LPA) sondern mit Zwischenstopp in Fuerteventura (FUE). Immerhin kann ich beim Stopp sitzen bleiben und komme so auf den Kanaren „mal rum“ .
Am Ziel auf den Kanaren gelandet geht eigentlich alles ganz easy. Austeigen, durch die Health Control, PCR Test und QR Code vorzeigen und auf zur Gepäckausgabe. Das kam fix, also raus ins Terminal. Dort wartete auch schon Frank, meinen vorher über den Anbieter gebuchter „Taxifahrer“ zum Puerto de Mogán. Knappe 50 Minuten später konnte ich (als letzter) dann endlich auf der Magic Spirit einschiffen.
Die schon vorher eingetroffenen Mitsegler und der Skipper Thomas haben mir einen freundlichen Empfang bereitet und netterweise die Vorschiffskoje für mich alleine reserviert. Das war für meine dann doch 2 Meter Körperlänge ganz schick, auch wenn ich nur bei offener Luke aufrecht stehen konnte.
Nach dem sich alle eingerichtet hatten haben wir uns noch einen kurzen Überblick über das Schiff verschafft, die Vorräte gebunkert und im Hafen ein paar Tapas gegessen. Es ist erstaunlich, wie gut es sich anfühlt draußen ein Bier zu trinken.
Beim Thema Bordkasse haben wir uns auf die App „Splitwise“ geeinigt. Ich kannte die App nicht, bin aber ab jetzt begeisterter Nutzer. Jeder zahlt mal Einkauf, Marina oder Essen, die App rechnet aus wer am Törnende von wem noch Geld bekommt. Das ganze fix per PayPal beglichen und der Drops ist gelutscht.
Hierzu noch ein Nebensatz – auch auf den Kanaren gilt die Maskenpflicht, und zwar überall. Trotzdem kann man entspannt an Bord miteinander umgehen, weil eben alle Crewmitglieder einen negativen PCR Test mitbringen mussten.
Der Sonntag begrüßte uns mit traumhaftem Sonnenschein, leider war kein entspannen angesagt.
-> 0800 Frühstück (die Crew wechselt sich ab)
-> 0900 Start der Einweisung – da wir über einen Ausbildungstörn reden – diese auch in aller Ausführlichkeit, also von vorne nach hinten im Schiff, das Ganze dann nochmal an Deck:
- Notausstiege
- Seeventile
- Toiletten
- Elektrik
- Gasanlage
- Motor
- Rettungsweste
- Rettungsmittel wie Leinen, Ringe, Insel, etc.
- Funkgerät, SART und EPIRB
- usw.
Danach ging´s raus auf den Atlantik. Da wir eine gemischte Truppe waren, zwei Prüflinge, zwei Meilensammler zur Vorbereitung, zwei zum Schnuppern, sind wir erstmal die Grundbegriffe, die Segelstellungen und die dazu gehörenden Kommandos durchgegangen.
Ab da ging´s los Segel setzen, Wende, Halse, 1-2-3 – Abfallen, Anluven, Am Wind, Halbwind, Raumwind und das ganze vor und zurück.
Für die Nacht haben wir auf dem Weg nach Pasito Blanco in einer netten ruhigen Bucht vor dem Kanaren geankert, eine für mich neue Erfahrung.
Am Montag weiter in Richtung Pasito Blanco. Die Manöver werden noch mal durchexerziert und um die Q-Wende erweitert. Abends haben wir dann die Nacht in der Marina Pasito Blanco verbracht, einem kleinen sehr sauberen Hafen mit einer netten Appartement Anlage um den Hafen.
Dienstag wieder raus auf den Atlantik. Manövertraining, die Q-Wende wird um den Aufschießer ergänzt – das erste von zwei zur Prüfung notwendigen Rettungsmanövern (das unter Segeln) ist komplett. Um die doch recht happigen Hafengebühren zu sparen gehen wir abends in der Bucht vor dem Hafen vor Anker.
Der Mittwoch beginnt mit einer Schreckminute. Rund um unsere Magic Spirit hat sich eine Dieselpfütze gebildet. Nach dem wir am Vortag getankt hatten springt unser Skipper Richtung Tankstutzen um zu checken ob wir „auslaufen“. Nach kurzem Blick stellt sich heraus, wir sind es nicht. Ein Blick durch die Bucht, ach Du Schreck….. die Motoryacht „Gaby“ die sich gestern noch (offensichtlich unbemannt) in unmittelbarer Nähe befand ist gesunken. Nur noch der Geräteträger und die Funkantenne schauen aus dem Wasser. Während wir uns nach dem Frühstück mit der für die Prüfung notwendigen Wetterkunde beschäftigen bricht um uns herum die Hölle aus. Die Salvamento Maritimo (die spanischen Seenotretter) kreuzen auf. Kurz drauf kommt die Guardia Civil ein SAR Hubschrauber und ein SAR Flugzeug hinzu. Wir beenden die Wetterkunde (man versteht sein eigenes Wort nicht mehr) und gehen wieder raus. Segel gesetzt und weiter geht’s. Boje über Bord – Rettungsmanöver und dann noch das Quickstopp – Manöver zur Bergung der Boje unter Maschine dazu. Da das prüfungsrelevant ist auch hier wieder üben, üben, üben. Auf dem Weg zur Marina Pasito Blanco haben wir dann noch mal ein wenig das An- und Ablegen geübt – wird halt auch geprüft. Abends haben wir dann vom Yacht Club aus die Bergung der Gaby beobachtet.
Donnerstag – die Generalprobe auf den Kanaren. Leider endet diese für mich im absoluten Super-GAU. Nicht ein Manöver will mir wirklich gelingen und sowohl ich als auch Ausbilder Thomas geraten an den Rand der Verzweiflung. So langsam überlege ich, die Prüfung abzusagen. Im Geiste gehe ich jedes Manöver durch und es gibt beinahe keines, bei dem ich das Manöver „zu Ende gedacht“ kriege. Die Nacht in der Marina ist für mich entsprechend….
Am Freitag morgen geht’s vor der Prüfung noch schnell zum Medical Center nach Arguineguín . Hier erlebe ich meinen ersten Antigen Test (brauchen wir für den Rückflug). Ich erinnere mich dunkel an das Thema „Blut-Hirn-Schranke“ während mir die Testerin unter tausenden „Sorrys“ das Teststäbchen in die Nase rammt. Einen kurzen Moment bin ich mir sicher, der Stab kommt oben wieder raus, dann ist es auch vorbei. 15 Minuten später und um 50 EUR ärmer kommt das negative Testergebnis, die erste Last – der Rückflug steht also. Zurück auf dem Schiff noch schnell zwei Banen gegessen und einen Kaffee getrunken, mehr geht gerade nicht. Ab da banges Warten auf den Prüfer vom DSV. Der kommt relativ pünktlich um kurz nach 1000 und bittet um Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen. Nach kurzer Begrüßung, der üblichen „Fühlen Sie sich körperlich und geistig in der Lage heute eine Prüfung zu absolvieren“ Frage geht es für den theoretischen Teil der praktischen Prüfung unter Deck. Dort noch schnell die Prüfungstüten und die vorhandenen SBF See kontrolliert und los geht´s. Ein paar Fragen zur Wetterkunde, Notrollen an Bord, Kühlwasserkreislauf am Motor und Seenotsignalmittel. Dann heißt es „machen Sie das Schiff bitte klar zum Ablegen“ und trotz guten ersten Teils geht mir der sprichwörtliche auf Grundeis. Also ab an Deck. Crew eingeteilt, Kommando „Klar zum Ablegen durch eindampfen in die Achterleinen“ und schon heißt es „Muringleine los“ – Achterleinen los (der Bug hatte sich dank Wind leicht gedreht) und auf geht’s. Kurz raus aus dem Hafen, Schiff klar machen zum Anlegen an Steuerbord. Also wieder „Anweisen, Kontrollieren, Korrigieren“ und dann ab an die Hafenmauer, Mittelspring fest, Ruder weg vom Steg und vor allem …. Stehen bleiben! Ablegen durfte dann mein Mitprüfling Oskar, das gleiche galt fürs Segel setzten und die ersten Manöver. So hatte ich Zeit noch einmal kurz Luft zu schnappen. Dann war´s an mir, Beilieger auflösen, Kurs zum Wind suchen, Boje retten unter Segel, das Ganze dann unter Motor, die obligatorische Halse (natürlich mit dicht geholtem Groß). Wieder in den Beiliger, Manöverkritik, Oskar zum auflösen des Beiliegers ans Ruder. Dann wieder wechseln, ich muss noch die Segel bergen. Also „Am Wind Kurs“, Crew einteilen, Klar zum Einholen der Fock. Im Anschluss noch das Groß geborgen – fix und fertig und mit einem Fehlversuch beim Rettungsmanöver unter Segeln hieß es „Glückwunsch, Sie haben die Prüfung bestanden“. Nach der Anspannung der letzten Stunden ein tolles Gefühl als frischgebackener SKS Inhaber.
Der Prüfer ist dann in Pasito Blanco wieder von Bord (Oskar hat natürlich auch bestanden) und dann ging´s leider mit Dieselwind zurück in die Marina Puerto de Mogán.
Dort angelegt gab´s dann auch das wohlverdiente Prüfungs- / Anlegerbier.
Abends haben wir dann noch in einem netten Lokal gegessen und uns so langsam auf die morgige Abreise von den Kanaren eingestimmt.
Am Samstag um 0830 ging es dann von Bord. Verabschiedung vom Skipper, die Crew ist noch gemeinsam zum Frühstück gegangen. Danach löste sich das Ganze dann langsam auf. Ich habe mir noch einen netten Vormittag im Hafen gemacht, bis Frank mein „Taxi“ mich wieder zurück zum Flughafen bringt. Beim Check-In und beim Boarding musste der negative Covid Test vorgezeigt werden. Die Condor war pünktlich und dementsprechend auch die Ankunft am FraPort. So habe ich die Kanaren mit einem guten Eindruck verlassen. Kurz noch auf das Gepäck (Seesack) gewartet und ab zur Bahn – die beste aller Ehefrauen holt mich um kurz nach Mitternacht in Köln ab.
Alles in allem ziehe ich ein positives Feedback, bin aber nach einer Woche an Bord froh, die Kanaren Richtung Heimat zu verlassen und dass der Boden nicht mehr wackelt.
Eine Törnzusammenfassung in Form eines Movie-Trailer findet ihr auch auf meinem YouTube Channel
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