– besser wäre „fast Helgoland“ oder „warum der Weg das Ziel war“

Am ersten Mittwoch im August 2021 ging es los zum Helgoland Törn. Also auf Richtung Ijsselmeer genauer in die Marina Stavoren Buitenhaven. Unterwegs habe ich noch zwei weitere Crewmitglieder eingesammelt, so war die Hinfahrt recht unterhaltsam.

Nach der Ankunft am Vormittag haben wir die Alpha Lyrae in Beschlag genommen. Die brandneue Salona 44 unseres Törnabieter JV Sailing. Ein wirklich tolles und geräumiges Boot wobei 9 Personen inkl. Skipper doch für die gewisse Nähe an Bord sorgt. Nachdem wir uns an Bord umgesehen und die Kabinen verteilt haben ging es nach kurzem Kennenlernen auch schon los Richtung Kornwerderzand zur Lorentzsluizen.

Die See auf dem Ijsselmeer belohnte uns mit einer tollen Stimmung und ruhigen Verhältnissen als wir uns nach dem Schleussenvorgang auf den Weg Richtung Helgoland machten. Die Fahrt führte uns durch das Wattfahrwasser „Boontjes“ nach Harlingen, dort westwärts dem tiefen Fahrwasser „Blaue Slenk“ folgend durch das „Schuitengat“ hinaus auf die Nordsee – Richtung Helgoland.

Leider hatte es mich zum Abend hin sprichwörtlich erwischt und ich musste einige Dinge Neptun opfern. Das bedeute für meine Mitsegler, dass meine Unterstützung an Deck für die erste Nachtfahrt ausbleiben musste. Zum Glück waren einige weit erfahrenere und erprobtere Segler an Bord. Trotzdem ein für mich sehr fader Beigeschmack, weil ich der Meinung bin so ein Törn ist eine Teamleistung. Gerade mein Kojen Partner Matthias verdient meine Entschuldigung, weil der natürlich während seiner Freiwache nicht in eine leere Koje konnte und sich einen anderen, weniger bequemen Schlafplatz suchen musste. So verbrachte ich die Nachtfahrt vorbei an Vlieland, Terschelling, Ameland, Schiermonnikoog und den ostfriesichen Inseln unter Deck mit einer Pütz. 

Am Donnerstagmorgen ging es dann wieder „einigermaßen“ und ich hatte einen guten Tag an Deck. Beim Essen habe ich mich situationsbedingt stark zurückgehalten. Ein schmales Frühstück und tagsüber eine Stroopwaffel und eine Banane mussten heute reichen. Allerdings waren die Windverhältnisse für unser geplantes Ziel Helgoland eher suboptimal. So entschied sich Joschka unser Skipper auf Höhe Juist, dass wir das Ziel Helgoland abhaken und auf Grund der Wetterverhältnisse besser Richtung Borkum umkehren und dort in der Marina anlegen. Trotzdem ergab sich die Möglichkeit, an diesem Tag einmal mit dem Genakker zu segeln. Jetzt weiß ich, was der Segler unter „Champagner-Segeln“ versteht. Da kriegt man das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das hat das Thema Helgoland dann egalisiert. 

Am Freitag ging es weiter mit dem Ziel Vlieland. Für mich wieder ein halbwegs guter Seetag. Aus der Erfahrung der Vortage habe ich meine Verpflegung wieder schmal gehalten. Kleines Frühstück und eine Banane gegen Mittag gaben mir zunächst ein gutes Gefühl. Offensichtlich hat Neptun seine Besuchszeiten bei mir auf „Abenddämmerung“ gestellt und meine Banane wollte schwimmen gehen. Das war es für mich. Einpicken – Ausleeren – Pütz – Koje – Aus. Die zunehmende See hat mich schlichtweg ein zweites Mal ausgeknockt. Windstärken von 25 Knoten + X und die dazu gehörende See sind scheinbar nicht meins. Die Verhältnisse sorgten dann auch dafür, dass meine Mitsegler noch etliche Nachtstunden vor der Küste Vlielands kreuzten, bevor an eine Einfahrt in die Marina zu denken war. 

Leider sollte sich das Wetter in den kommenden Stunden und am kommenden Samstag weiter verschlechtern, so dass wir statt dem geplanten Landgang auf Vlieland gegen Mittag wieder aus der Marina ausliefen. Der Weg führte uns zurück durch die Waddenzee. Harlingen diesmal Backbord querab ging es Richtung Lorentzsluizen. Da wir auf Grund der Windverhältnisse auf diesem Schlag große Stücke mit Dieselwind zurückgelegt haben hat unser Mitsegler Patrick die Zeit genutzt und ein bombastisches Chili gezaubert was wir am Sportanleger vor der Schleuse dankbar verspeist haben. Nach kurzem Blick in den Wateralmanak war klar, dass wir hier die Nacht nicht verbringen konnten, also doch noch durch die Schleuse. Als wir wieder an Deck waren bauten sich eine nette Gewitterfront über dem Ijsselmeer auf, so dass unser Skipper Joschka kurze Rücksprache per Funk mit der Schleuse hielt. Alles völlig entspannt die Genehmigung den Sportanleger auf der Ijsselmeer Seite für die Nacht zu nutzen kam ohne weitere Rückfrage. Das Anlege – Manöver nach dem Schleusen geschah dann schon unter strömendem Regen.

Hierdurch gelang es uns nicht, den optimalen Abstand zum bereits am Anleger liegenden Schiff einzuhalten. Das sorgte im weiteren Verlauf des Abends noch für ziemliche Spannung. Kurz nach uns legte ein niederländischer Einhandsegler unter wilden Flüchen auf dem noch ausreichenden Stegplatz vor uns an. Ab da ging selbiger Los wie ein Hamster auf Koks. Trotz der Tatsache, dass wir freundlich und trotz Regen seine Vorleine angenommen haben, zeigte er uns sein Repertoire an deutschen Schimpfwörtern. Danach ließ sich über Funk hören, wie er sich bitterlich beim Team der Schleuse beschwerte – denen ging das aber am sprichwörtlich selbigen vorbei. Danach kam der nette Herr an Bord und erklärte uns neben seiner Vorstellung der guten Seemannschaft auch noch, wie er unseren Skipper in Folge des Abends mit dem Messer bearbeiten möchte. Das war dann selbst für uns zu viel. Ein Anruf bei der niederländischen Polizei sorgte für späten, aber uniformierten Besuch auf dem Nachbarboot. 

Der Beigeschmack der nächtlichen Drohung sorgte dann dafür, dass ich doch noch zur einer aktiveren Nachtfahrt kommen sollte. Niemand von uns hatte Interesse hinter einem solchen „Spinner“ die Nacht zu verbringen. Also noch mal rein ins Ölzeug, Maschine an, Leinen los und durch die Nacht nach Stavoren. In diesem Fall allerdings auch unter Motor bei sagen wir mal „netter Welle“. Ein absolut starkes Erlebnis und einer sicheren Ankunft am Gaststeiger in Stavoren um 0330 in der Nacht. Nach den Erlebnissen gab es noch heiße Nachos mit Käse und das beliebte Anlegerbier. 

Am Sonntagmorgen ging es dann ans Packen, Schiff klar machen und wieder ab Richtung Heimat. Diesmal um einen weiteren Beifahrer ergänzt sind wir am Nachmittag wieder gut in NRW gelandet.

Fazit

Die Nordsee und ich werden, zumindest was das Segeln angeht keine Freunde. Ich bin nicht böse, dass wir Helgoland nicht erreicht haben. Ich habe das Revier schlichtweg für mich falsch eingeschätzt. Damit meine ich nicht seglerisch – die Bedingungen waren mir klar. Falsch eingeschätzt habe ich die Einwirkungen auf meinen Körper und das Thema Seekrankheit. Aber es gibt ja noch andere Reviere, die es auszuprobieren gilt.

Mein Dank geht an Joschka, Veit und Moritz die uns als Skipper – Team hervorragend begleitet haben. Und natürlich auch an die restliche Crew, besonders für eure Unterstützung in den oben beschrieben Lebenslagen. 

Eine Törnzusammenfassung in Form eines Movie-Trailer findet ihr auch auf meinem YouTube Channel

Helgoland

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