Yachtueberfuehrung von Nieuwpoort (BE) nach Hindeloopen (NL)

Eigentlich hatte ich ja in diesem Törnbericht behauptet, dass die Nordsee und ich keine Freunde mehr werden. Aber um es mit Wilhelm Busch zu sagen:
„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“.

Einer aus unserer regelmäßigen Spätsommer Segel-Crew ist Eigner geworden und nun stolzer Besitzer einer Jeanneau Sun Odyssey 34.2 mit dem Namen Trugarez. Leider lag die Yacht im Hafen des WSKLuM in Nieuwpoort (BE) und musste von dort in den neuen Heimathafen Hindeloopen (NL).

So gab es in der Törnplanung zwei Ideen für die Yachtueberfuehrung. Da wir alle berufstätig sind fiel die Idee mit einem kurzen Schlag über die Nordsee und dann Binnen über die Staande Mastroute aufgrund der nicht ausreichend vorhandenen Zeit weg. Bedeutete also uns blieb nur der Weg über die Nordsee, zumindest für ein großes Stück.

An Bord gings es am Abend des 30. April, um uns noch ein wenig einzurichten und ein paar Dinge zu prüfen. Los gefahren sind wir dann am 01. Mai mit Ziel
Breskens (NL). Das Wetter war Top und der blanke Hans war gut zu uns. Vielleicht deshalb, weil die deutsche Übersetzung des walisischen Wortes „Trugarez“ Barmherzigkeit bedeutet. Wir machten guten Fahrt und entschieden uns zu einem längeren Schlag. So erreichten wir nach gut 50 sm und einer Fahrt durch die Roompotsluis die Marina Roompot.

Am nächsten Tag der Yachtueberfuehrung stand uns ein langer Schlag bevor. Der nächste Hafen sollte der Jachtclub Scheveningen sein. Also wieder Richtung Roompotsluis, brav per Funk an der Schleuse gemeldet und wieder raus auf die Nordsee. Diese begrüßte uns mit herrlichem Sonnenschein – was sich leider im Laufe der Fahrt noch schlagartig ändern sollte. An diesem Tag habe ich das erstmal erlebt, wie plötzlich Seenebel auftreten kann. Binnen Minuten war die Sicht deutlich unter 30 m. So hieß es dann „All Hands on Deck“ und gehörig Ausguck halten. Schnell noch das Nebelhorn ausgepackt und brav Schallsignal gegeben. In Richtung Rotterdam klarte es dann etwas auf, hier präsentierte sich aber der nächste Angstgegner.

Wer an Rotterdam vorbei Richtung Scheveningen will, quert die Einfahrt zum Rotterdamer Hafen. Hier war dann wieder etwas Kartenarbeit angesagt, es gibt eine begrenzte „Pleasure Craft Zone“ durch die man queren darf. So funkten wir, auf Höhe der Zone, die Port Control an und meldeten ordentlich, dass wir die Einfahrt queren wollen. Über Funk hörten wir, wie die Ozean-Riesen auf uns aufmerksam gemacht wurden. Hat aber am Ende perfekt funktioniert und wir nahmen Kurs auf den Jachtclub Scheveningen ,den wir am Abend nach gut 65 sm erreichten.

Freitags versprach das Wetter nichts gutes. Für die Region war Dauerregen und auf der Nordsee Böen zwischen 7 und 8 Bft angesagt. So entschieden wir uns für einen Hafentag, den wir bei miesem Wetter im Boot verbrachten. Eine gute Entscheidung, die aber unsere Planung der Yachtueberfuehrung etwas durcheinander brachte.

Am Samstagmorgen war uns das Wetter wieder wohlgesonnen und wir machten uns auf Richtung Amsterdam. Alles in allem ein ruhiger Tag auf der Nordsee, auf der Anfahrt Amsterdam konnten wir sogar eine Robbe beobachten. In der Marina IJmuiden gab es noch einen kurzen Tankstopp. Die Yachtueberfuehrung hat bis hier hin doch einiges an Diesel verbraucht und „sicher ist sicher“. Von dort aus durch den Nordseekanal, in die erste Schleuse und vorbei an Amsterdam mit seinen zahlreichen Häfen und dem ein oder anderen Ozean Riesen.

Wieder durch eine Schleuse und unter der Schellingwouderbrug durch. Hier hatten wir Glück, ein Berufler vor uns sorgte für schnelle Öffnung der Brücke. Da wir an dem Tag das hatten, was man wohl „einen Lauf haben“ nennt, haben wir unser Ziel auf den Hafen der WSV Hoorn im Markermeer geändert. Zwischendurch konnten wir hinter uns eine ziemlich schwarze Wand aufziehen sehen, diese hat uns zum Glück bis kurz vor Hoorn verschont. So ging auch unser längster Schlag der Yachtueberfuehrung mit gut 78 sm am späten Abend zu Ende.

Sonntagmorgen und noch etwas müde machten wir uns auf den Weg zum Ziel der Yachtueberfuehrung, dem Jachthaven Hindeloopen. Anfangs noch etwas kühl erwartete uns dann doch noch ein schöner sonniger Segeltag. Durch das Markermeer Richtung Enkhuizen bzw. der dortigen Schleuse. Hier hatten wir mal wieder Glück und waren nach wenigen Minuten endlich im IJsselmeer. Ausgangs der Schleuse das Groß gesetzt und ein wenig gesegelt, bis der Wind einschlief. Dann mit Motor Richtung Jachthaven Hindeloopen, den wir dann nach 35sm gesund und munter erreicht haben.

Insgesamt lagen nun 228 sm mit 4 Fahrtagen hinter uns.

Alles in allem eine geglückte Yachtueberfuehrung mit ein paar wirklich spannenden Erlebnissen für die ich sehr dankbar bin.

Weitere Törnberichte